Was bedeutet das Gefühl, auf etwas zu warten? Wobei vollkommen unklar ist, auf was? Es taucht in gewissen Abständen auf und bremst mich aus.
Danke für deine Frage. Es ist ja nun schon ein paar Wochen her, seit sie bei mir eingegangen ist. Ich fände es spannend, zu erfahren, ob sich in der Zwischenzeit etwas gezeigt oder verändert hat. Wenn du möchtest, schreib mir also gern noch mal. Ich passe dann den Artikel bei Bedarf an oder ergänze einen weiteren. 🙂
Dieser Artikel ist eine Antwort auf eine Frage, die mich über den kostenfreien und anonymen „Blog-Briefkasten“ erreicht hat. Möchtest du auch Fragen oder Gedanken einwerfen, die dich beschäftigen, kannst du das hier tun.
Du hast schon mal eine Frage gestellt? Dann findest du hier alle bisherigen Antworten.
Inhalt
Wie ich zu dieser Antwort kam
Du versuchst, einer bestimmten Vorstellung zu folgen und den Verlauf zu kontrollieren
Du befindest dich in einer Entwicklungsphase, die „Stillstand“ braucht
Du versuchst, die Konfrontation zu vermeiden
Es ist Zeit für eine neue Richtung
Fazit: Gib dich dem Warten hin
Wie ich zu dieser Antwort kam
Grundsätzlich kann dieses Gefühl, auf etwas zu warten und ausgebremst zu werden, sicherlich sehr vieles bedeuten.
Für solche nicht ganz greifbaren Wahrnehmungen nutze ich in Coachings sehr gerne die psychologische Tarot-Arbeit. Weil man damit leicht einen Einstieg und auch relativ schnell Klärung findet. (Was psychologische Tarot-Arbeit ist, kannst du hier nachlesen.)
Warum also nicht auch für diesen Artikel die Karten nutzen? Ich kann zwar hier nicht mit dir ins Gespräch gehen, damit wir gemeinsam deine Geschichte zu deiner Wahrnehmung ergründen. Ich kann sie aber verwenden, um meine eigenen Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema zu reflektieren.
Und ich hatte beim Lesen deiner Frage auch spontan ein, zwei Gedanken, in welche Richtung es gehen könnte. Trotzdem wollte ich nochmal schauen, ob sich mit Hilfe der Karten vielleicht noch eine andere Idee zeigt bzw. wollte ich deine Frage auch für mich noch etwas greifbarer werden lassen, da sie erst mal sehr allgemein ist.
Also habe ich einfach mal ein Kartenbild, bestehend aus neun Karten, auf mich wirken lassen. Neun Karten, das klingt jetzt vielleicht erst mal viel. Aber oft ist es so, dass sich schon innerhalb der ersten 2-3 Karten das meiste klärt. Die übrigen Karten bestätigen und vertiefen meist diese ersten Erkenntnisse und ergänzen hier und da noch was Spannendes. Und wenn ich die Wahl hab, arbeite ich bei solchen Fragestellungen einfach gerne mit größeren Kartenbildern.
Da es aber gerade nicht um die Karten gehen soll, lasse ich die jetzt mal außen vor und fasse nur meine Antwort hier zusammen. Sonst würde das den Rahmen dieses Artikels vielleicht etwas sprengen. Ich wollte aber auch nicht unerwähnt lassen, wie ich vorgegangen bin.
So, und hier nun also meine Gedanken zu deiner Frage:
Du versuchst, einer bestimmten Vorstellung zu folgen und den Verlauf zu kontrollieren
Wenn ich deine Frage richtig deute, möchtest du dich gern bewegen und vorwärtskommen. Das heißt, du hast eine bestimmte Vorstellung, was du tun solltest oder vielleicht auch, wie du gerade funktionieren solltest bzw. wie deine Situation verlaufen sollte?
Meinst du, du versuchst, die Kontrolle über die Situation zu behalten? Wäre es dir gerade am liebsten, die Dinge würden sich deinem bewussten Willen fügen? Würdest du gern mit dem Kopf entscheiden wollen, wann die Zeit für Bewegung ist und wann die für Pause oder Stillstand? Falls das hinkommt: Was genau versuchst du gerade zu kontrollieren oder zu vermeiden?
Ein Bedürfnis von uns allen ist es außerdem, irgendeinen Beitrag zu leisten und irgendwie von Bedeutung zu sein. Bei dem einen ist dieses Bedürfnis stärker ausgeprägt, bei dem anderen weniger. Hast du vielleicht Sorge, in dieser Warteposition „nutzlos“ zu sein? Glaubst du, du darfst nicht einfach „nichts tun“?
Du befindest dich in einer Entwicklungsphase, die „Stillstand“ braucht
Wenn du eine (größere) Entwicklung durchgemacht hast oder mittendrin bist, kann es sein, dass du dich momentan (immer mal wieder) in einer Art „Zwischenstation“ befindest. Du bist sozusagen bestimmten Aspekten deines alten Lebens entwachsen. Auch wenn du es noch so sehr wollen würdest, du passt da nicht mehr rein. Es gibt keinen Weg zurück. Und das ist dir auch bewusst. Die neuen Aspekte, zu denen zu dich hin entwickelst, sind jetzt vielleicht einfach noch nicht ganz greifbar, nicht wirklich sichtbar.
Wenn du das Gefühl hast, dass das der Fall sein könnte, dann ist jetzt einfach nicht die Zeit für Bewegung. Auch, wenn der Kopf das gern möchte. Dann befindest du dich in einer Entwicklungsphase, die genau diese Ruhe und das Abwarten braucht. Dieser Stillstand ist kein echter Stillstand. Es ist wie im Sport: Entwicklung braucht zwar Aktivität, aber der Muskel wächst während der Pause.
Sorgt dieses Gefühl, auf etwas zu warten, dafür, dass du dich zurückziehst und ein Stück weit isolierst? Dann lässt du Erkenntnisse und Erfahrungen vielleicht gerade einfach nur reifen, sodass sie „Wurzeln schlagen“ können. Gleichzeitig braucht es diese Ruhe, um neue Kraft zu tanken.
Du versuchst, die Konfrontation zu vermeiden
Jeder von uns hat seine Geschichte, trägt seinen Rucksack aus Prägungen mit sich herum und hat irgendwelche Erfahrungen zu verarbeiten. Dabei kann es vorkommen, dass wir uns zu sehr auf unser Leid und auf die Vergangenheit fixieren. Was uns daran hindert, sich wirklich mit den aktuellen Themen und Problemen auseinanderzusetzen.
Könnte dein Gefühl, auf etwas zu warten, eine unbewusste Angst vor der Konfrontation sein? Hängst du noch sehr an „der alten Zeit“ oder trauerst du um verpasste Chancen? Hast du bestimmte Abschiede noch nicht verarbeitet und kannst daher nicht loslassen und weitergehen?
Falls du dich aufgrund dieses Gefühls sehr zurückziehst, kann es auch sein, dass deine Isolation eine eigentlich ungünstige Schutzreaktion auf irgendwelche äußerlichen Faktoren ist. Sorgst du dich gerade vermehrt um (mögliche) Meinungen anderer Menschen? Fürchtest du irgendwelche Konsequenzen, wenn du „weitergehst“?
Es ist Zeit für eine neue Richtung
Manchmal laufen wir voller Tatendrang und aus absoluter Überzeugung los… und kommen dann irgendwann an den Punkt, an dem wir uns fragen, ob das jetzt wirklich alles so richtig ist. In solchen Momenten fällt es meist auch schwer, das bisher Erreichte wertzuschätzen. Weil es irgendwie nicht mehr so wichtig erscheint.
Wobei ich dazusagen muss, dass die Euphorie, die durch gewisse Erfolge ausgelöst wird, natürlicherweise relativ schnell abflacht. Die Erfolge werden im Idealfall integriert und fühlen sich nicht mehr nach etwas Besonderem an. Das ist übrigens was Gutes – auch wenn das fehlende Glücksgefühl es manchmal anders aussehen lässt.
Wie du siehst, gibt es auch hier keine pauschale Antwort.
Fragst du dich manchmal, ob sich der ganze Kraft- und Zeitaufwand noch lohnt? Ob die eingeschlagene Richtung wirklich die richtige und passende für dich ist?
Ein solcher Zweifel wäre übrigens nicht unbedingt ein Hinweis dafür, dass du deine Richtung tatsächlich ändern solltest. Er kann dich auch darin bestärken, genau so weiterzumachen.
Manchmal merken wir im Laufe unserer Entwicklung allerdings, dass wir wirklich einem falschen Ziel nachgejagt sind. So sind mir zum Beispiel schon viele Introvertierte begegnet, die sich wünschten, extrovertierter zu sein, damit sie besser in die Gesellschaft passen. Das wäre allerdings eine Anpassung gegen die eigene Natur, und damit nur ein weiteres Stressmuster. Sinnvoller wäre es, das „in die Gesellschaft passen müssen“ mal genauer anzuschauen und hier einen ganz eigenen Weg zu finden, wie das Bedürfnis nach Zugehörigkeit erfüllt werden kann. Hast du versucht, dir Fähigkeiten anzueignen, die dir und deiner Persönlichkeit eigentlich gar nicht entsprechen? Verfolgst du Ziele, die eigentlich gar nicht deine sind?
Fazit: Gib dich dem Warten hin
Das immer mal wieder aufkommende Gefühl, ausgebremst zu werden und auf etwas zu warten, ohne zu wissen auf was, kann verschiedene Gründe haben, die auch alle irgendwie fließend ineinander übergehen. Es kann auch von allem etwas sein. Denn eine Situation oder eine Entwicklung ist nicht von anderen isoliert. Es passieren ja immer viele Dinge gleichzeitig, die sich auch gegenseitig beeinflussen.
Vielleicht helfen dir meine Gedanken dabei, dein Gefühl besser einordnen und auch annehmen zu können, dich ggf. leichter auf den natürlichen Rhythmus der Entwicklung einlassen zu können. Sicherlich ist nicht jeder meine Punkte für dich relevant. Und sie sind bestimmt auch nicht vollständig.
An welchen der genannten Punkte bleibst du hängen? Was empfindest du als passend? Auch, wenn du das vielleicht gerade noch nicht logisch begründen oder in Worten beschreiben kannst. Was sagt dein Gefühl?
Welche anderen Ideen kommen jetzt vielleicht noch dazu?
Kannst du ein Muster erkennen? Was passiert vorher? Was passiert, wenn sich dieses Gefühl wieder „aufgelöst“ hat? Was genau ist dann jeweils anders?
Wie kannst du in diesen „nebeligen“ Zeiten besonders gut, besonders bewusst, für dich sorgen? Was hilft dir, dich der Wartezeit hinzugeben, sie anzunehmen, um entdecken zu können, was sie mitbringt?
Das sind alles Fragen, die du dir zusätzlich stellen kannst – möglichst ohne den Druck, unbedingt eine Antwort finden zu müssen. Schau mal, ob dir Freewriting dabei helfen kann. Und sende auch gern weitere Fragen oder Gedanken über den Blogbriefkasten ein.
Falls du Lust hast, mit mir gemeinsam in die Karten zu schauen und diese Frage zu klären oder tiefer zu ergründen, geht das natürlich auch. Entweder per E-Mail oder demnächst auch in einer Einzelstunde per Video. 🙂
Hast du Fragen zu diesem Blogartikel oder gehen dir andere Themen durch den Kopf, zu denen du dir ein paar Impulse wünschst? Dann kommentiere unten auf dieser Seite oder schreib mir hier.
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