Wissen ist Macht. Das sagte schon der englische Philosoph Francis Bacon. Wenn wir unseren eigenen Wert als Mensch aber von unserem Wissen abhängig machen, können wir dadurch in einen tiefen Selbstabwertungs-Strudel rutschen. Wann hat man denn genug Wissen, um sich sicher und machtvoll zu fühlen? Wie viel Wissen braucht man denn, um akzeptiert zu werden? Und was macht man, wenn andere auch über dieses Wissen verfügen? Wird man dann noch gebraucht? Oder zumindest nicht weggeschickt?
Der Monatsimpuls für Mai kann dir helfen, dich selbst und deine eigenen Bewertungsregeln besser zu verstehen, um dann den ersten Schritt raus aus dem Stresskreislauf zu machen.
Ich nutze Tarot als psychologisches Hilfsmittel, um ein monatliches Abgrenzungsthema mit passenden Reflexionsfragen auszuwählen. Wie du mit dem Monatsimpuls arbeiten und dir auch ein eigenes Bild der Karten machen kannst, habe ich dir in diesem Blogartikel beschrieben.
Inhalt
April-Rückblick: Überfordert in der Menschenmenge
Die Mai-Karten
Abgrenzungsthema Mai 2023: Ohne Wissen nichts wert
Handlungsimpuls Mai 2023: Den Menschen dahinter sehen
Mögliche Entwicklung: Verteidigung alter Stressmuster
Fazit
April-Rückblick: Überfordert in der Menschenmenge
Bevor wir mit dem Mai-Thema starten, lass und doch noch mal kurz zurückschauen:
Im April 2023 ging es um viele Menschen auf relativ engem Raum, die einen schnell überfordern können. Zum einen durch äußere Reize verursacht, vor allem aber auch durch stressende Grundannahmen. Der Monatsimpuls vom April kann dir helfen, diesen Grundannahmen auf die Spur zu kommen und Menschenstress zu reduzieren.
Hier kannst du den April-Impuls lesen, falls auch das gerade ein Thema für dich ist.
Die Mai-Karten
Unser Jahrescoaching-Thema dreht sich immer noch rund um den Selbstwert. Um Selbstbewertungsregeln. Also um Bedingungen, die wir meinen, erfüllen zu müssen, damit wir von anderen akzeptiert und anerkannt werden. Bedingungen, ohne die wir vermeintlich nicht liebenswert sind. Daraus entwickeln sich hochwirksame Lebensregeln, die unsere Wahrnehmung und unser Verhalten beeinflussen. Dieses Thema färbt natürlich auch wieder auf den Monatsimpuls ab.
Hier nun aber erst mal das Foto der Mai-Legung, falls du dir ein eigenes Bild machen oder einfach nachvollziehen möchtest, wie ich auf die aktuellen Impulse komme. Was die Karten in ihrer jeweiligen Position im Legemuster bedeuten, beschreibe ich gleich Schritt für Schritt.
Der Hierophant, König der Münzen, 7 der Stäbe
Abgrenzungsthema Mai 2023: Ohne Wissen nichts wert
Unsere erste Karte, „Der Hierophant“, spiegelt das monatliche Abgrenzungsthema. Als ich die Karte sah, dachte ich sofort an einen allwissenden Lehrmeister, zu dem andere hinaufsehen.
Mit dem Selbstwert-Thema im Hinterkopf fiel mein Blick dann auf die Truhe. Der Ort, an dem all das Wissen gelagert wird. Und der Hierophant sitzt drauf. Als würde er sein Wissen hüten, die Kontrolle darüber behalten wollen. Es darf nicht frei zugänglich sein. Denn dann wäre er ersetzbar. Vielleicht meint er, besonderes Wissen oder besonders viel Wissen zu brauchen, um Ansehen und Anerkennung als Mensch zu bekommen. Um irgendwas wert zu sein. Um nicht weggeschickt zu werden.
Sich auf diese Art auf ein Podest zu stellen, ist eine typische und meist unbewusste Selbstwertstrategie. Und solche Strategien wenden wir nur an, wenn wir unsicher sind und uns zu schützen versuchen.
In welchen Momenten oder in welcher Umgebung hast du das Gefühl, dich unersetzbar machen zu müssen? Wann ist dir das Ansehen welcher Menschen besonders wichtig?
Wann schützt du dich mit einer „Wissens-Mauer“? Und was, glaubst du, passiert, wenn diese Mauer mal bröckelt?
Welche Menschen stellst du auf ein Podest? Wen bewunderst du? Wofür genau? (Was sagt dir das über dich und deine Selbstwertstrategien?)
Handlungsimpuls Mai 2023: Den Menschen dahinter sehen
Unsere zweite Karte, der „König der Münzen“ spiegelt einen Handlungsimpuls, der helfen kann, aus der Selbstabwertungsspirale herauszufinden. Selbst-ab-wertungsspirale klingt vielleicht ein bisschen widersprüchlich, weil man sich ja mit dem Wissen selbst auf-wertet. Aber: Damit man überhaupt meint, sich aufwerten zu müssen, muss man sich vorher abgewertet fühlen. Und dafür sorgen bestimmte Selbstbewertungsregeln, die man sich irgendwann mal aufgrund verschiedener Erfahrungen auferlegt hat.
Das heißt übrigens nicht, dass man kein besonderes Wissen haben darf oder nicht auch seinen Beitrag leisten soll. Aber entkopple das mal vom Menschsein an sich. Ein Mensch ist doch mehr als das, was er leistet, oder?
Der „König der Münzen“ erinnert mich immer daran, dass man sich auch mal zurücklehnen kann. Er hat alles, was er braucht. Und es ist auch greifbar. Dafür muss er sich nicht über andere auf ein Podest stellen oder irgendwie besonders sein. Die Münze symbolisiert auch eine gewisse Erdung.
Das Zepter in der Hand bedeutet für mich Eigenverantwortung: Wer sich Anerkennung wünscht, muss auch selbst anerkennen können – sich selbst und andere. Es fängt immer bei uns selbst an.
Bei den geschlossen wirkenden Augen denke ich, neben Genuss, oft an Innenschau – obwohl der König der Münzen eher für jemanden steht, der einfach tut und nicht lange grübelt und plant. Selbstreflexion, Analyse allgemein, wird manchmal als lästiger Zeitdieb abgetan. Oder als unnütze kopflastige Ablenkung. Aber auch hier gilt, wie überall: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Man kann auch im Kreis reflektieren, ohne wirklich voranzukommen. Aber ganz ohne Innenschau wird es auch schwierig.
Wenn du dich über dein Wissen oder Können definierst: Wie viel Erfüllung findest du wirklich in dieser Art der Anerkennung? Wie viel Kraft kostet es dich im Gegenzug?
Wer bist du, wenn du all dein Wissen und Können mal ausklammerst?
Wie muss ein Umfeld sein, damit du dich sicher fühlst und „niederlassen“ kannst?
Was hilft dir, dich selbst ein Stück weit mehr anzuerkennen für das, was du hinter deiner Mauer aus Wissen bist? Damit du dich traust, dieses „Stück weit“ auch für andere sichtbar zu machen. Damit sie überhaupt erst die Möglichkeit bekommen, dich als Mensch anerkennen zu können.
Wen möchtest du künftig nicht mehr nur für seine Leistung anerkennen? Bei wem möchtest du öfter mal gezielt auf den Menschen dahinter schauen?
Mögliche Entwicklung: Verteidigung alter Stressmuster
Leicht wird es nicht, die Sicht auf das Dahinter freizulegen bzw. sie auszuhalten. Die Figur auf unserer dritten Karte, die „7 der Stäbe“, kämpft gegen aufkommende Ängste und verteidigt dadurch vielleicht sogar ihre alten Muster. Möglich, dass auch mal ein schiefer Blick und eine Bewertung von außen kommt, wenn irgendwas auf einmal irgendwie anders zu sein scheint. Das verunsichert viele Menschen. Und das verunsichert dann wiederum einen selbst. Trotz Veränderungswillen wird deshalb vielleicht am Altbekannten festgehalten. Eine Reaktion, die ganz natürlich ist, wenn man sich dazu entscheidet, den alten und inzwischen zum Problem gewordenen Schutz abzulegen.
Im Vergleich zu den anderen beiden Karten wirkt die Figur auch kleidungstechnisch weniger geschützt. Der Umhang ist weg. Was am Anfang einfach sehr ungewohnt sein kann.
Auch, wenn ich gerade das Gefühl habe, mich ständig nur zu wiederholen – denn ich sage das wirklich sehr oft: Sei gegenwärtig. Wenn du merkst, dass du in eine alte Verteidigungshaltung gehst, hole dich ins Hier und Jetzt zurück. Mach dir bewusst, dass weder Gedanken noch Emotionen dir irgendwas antun können. Es gibt gerade keine echte Bedrohung. Lass die Dinge hochkommen, so wie sie eben hochkommen. Und lass sie einfach sein. So gut, wie es gerade geht.
Woran erkennst du deine innere Verteidigungshaltung? Welche Gedanken oder Verhaltensweisen sind hier typisch für dich? In welchen konkreten Situationen?
Was hilft dir, dich daran zu erinnern, dass du sicher und stabil stehst (s. Figur auf der Karte) und dass dir nichts passieren kann?
Fazit
Verschiedene Erfahrungen sorgen dafür, dass wir im Laufe unseres Lebens Bedingungen festlegen, an die wir unseren Wert als Mensch knüpfen. Oder wir übernehmen diese Bewertungsregeln von anderen Menschen. Das passiert unbewusst, ist ganz normal und lässt sich auch nicht komplett vermeiden. Kann aber zu wiederkehrenden Konflikten, Überforderung und anderen Problemen führen.
Deswegen ist es wichtig, sich selbst gut im Blick zu haben und solche Selbstwert-Bedingungen zu erkennen. Denn wenn du deine eigenen Stress- und Konfliktmuster verstehst, kannst du dich auch leichter abgrenzen.
Ein Beispiel für eine solche Selbstwert-Bedingung zeigt sich z.B. in der Lebensregel „Ich muss besser sein als alle anderen.“ Oder auch: „Ich muss über besonderes Wissen verfügen, um akzeptiert und nicht weggeschickt zu werden.“ Menschen mit einer solchen Lebensregel versuchen, sich damit auch ein Stück weit unersetzbar zu machen. Das ist einfach ein Versuch, sich vor Ablehnung zu schützen.
Wenn du nicht nur für deine Leistung und für dein Wissen anerkannt und akzeptiert werden möchtest, sondern auch als Mensch, musst du dich auch als der Mensch zeigen, der du bist. Und nicht nur als das, was du kannst. Wenn du dich selbst immer mehr anerkennst, fühlst du dich mit der Zeit auch immer sicherer mit dir selbst. Wenn du dich sicher fühlst, kannst du dich zeigen. Und die anderen bekommen so überhaupt erst die Chance, den Menschen hinter seinem Wissen und seiner Leistung kennenzulernen und anzuerkennen.
Dass manche Menschen einen ablehnen, bleibt nicht aus. Du selbst magst ja sicher auch nicht jeden. Aber die Menschen, die dann da sind, die sind auch wirklich deinetwegen da. Solche Schutzmuster loszulassen – und sich einer möglichen Ablehnung zu stellen – ist nicht immer leicht. Und manchmal will man sie dann doch lieber behalten. Hier hilft es, sich immer wieder bewusst zu machen, wohin einen diese Verteidigungshaltung letztendlich führt. Solche Rückschläge gehören übrigens dazu. Sie sind ein wichtiger Teil der Entwicklung. Und die braucht auch einfach meistens ihre Zeit.
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Foto von R_Tee via Canva.com
Tarot von A.E. Waite, Mit freundlicher Genehmigung des Königsfurt-Urania-Verlags
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Hallo liebe Anett,
lieben Dank für diesen wertvollen Monatsimpuls. Das hat mir gerade sehr gut getan mich mal wieder zu reflektieren und mir über ein paar Dinge klar zu werden.
Die Tarotkarten finde ich übrigens immer wieder klasse. Durch die Bilder entstehen einfach tolle Assoziationen und Gedanken. 👌☺️
Liebe Grüße Steffi
Liebe Steffi,
danke für dein Feedback. Das klingt ja nach spannenden Erkenntnissen. Ja, ich liebe die Arbeit mit den Karten auch total. Ich bin immer noch und immer wieder fasziniert davon, wie unterstützend sie wirken und wie sehr sie Coaching-Prozesse beschleunigen können.
Alles Liebe und ein sonniges Wochenende wünsche ich dir. 🤗