Jeder gegen jeden: Wir reden zu wenig und urteilen zu viel

„Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ (Albert Einstein)

In letzter Zeit habe ich noch mehr als sonst das Gefühl, dass es immer mehr Gegeneinander und immer weniger Miteinander gibt.

Statt einander verstehen zu wollen und voneinander zu lernen, wird geurteilt und angegriffen…

Die von vielen gewünschte Fehlertoleranz? Weit und breit nicht zu sehen…

Inhalt

Damit wir uns entwickeln können, brauchen wir Erfahrungen

Wir alle sind Menschen – nicht mehr und nicht weniger

Wie viel schöner, ruhiger und friedlicher wäre diese Welt…

Weißt du, was das Paradoxe ist?

Damit wir uns entwickeln können, brauchen wir Erfahrungen

Wir können nicht einfach mehr vom selben tun und dabei auf etwas anderes hoffen. Wenn wir ein anderes Ergebnis wollen, müssen wir also irgendwo was anders machen als bisher. In eine neue Richtung einlenken – eine, in der wir uns noch nicht gut auskennen. Und dabei passieren „Fehler“.

Aber auch Fehler sind erst mal nichts anderes als Erfahrungen. Und wenn wir uns dazu entscheiden, können wir aus diesen Erfahrungen lernen und daran wachsen.

Es gibt nicht die eine Wahrheit, das eine wirksame Mittel zum Lösen von Problemen. Selbst Wissen ist zu einem bestimmten Teil immer subjektiv: Woher wissen wir denn, dass unser Wissen komplett ist? Dass wir es „richtig“ verstehen? Woher wissen wir, dass genau dieses Wissen auch wirklich zu dieser Situation (des anderen!) passt?

Wir wissen es nicht. Stattdessen interpretieren und urteilen wir. Und greifen an…

Wir alle sind Menschen – nicht mehr und nicht weniger

Interpretieren, werten, sich durch Angriff schützen wollen: all das ist menschlich. Ich wünsche mir aber, dass wir viel öfter in Ruhe miteinander reden und Meinungen nebeneinander stehen lassen können, statt pauschal zu verurteilen.

Die meisten (oder sogar alle?) zwischenmenschlichen und alltäglichen Urteile basieren auf Interpretationen. Und diese Interpretationen basieren wiederum auf dem eigenen Erlebten und auf dem bisschen „Wissen“, das wir von anderen oder von der Situation zu haben glauben.

Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass wir, wenn wir verurteilende Diskussionen anfangen, oft gar nicht daran interessiert sind, den anderen wirklich zu verstehen oder an der Situation etwas zu verändern. Stattdessen suchen wir nach Bestätigung und „Beweisen“ für unsere Überzeugungen. Ein Anfang wäre es, sich dessen bewusst zu werden – ohne sich dann selbst dafür zu verurteilen!

Ich bin mir übrigens bewusst darüber, dass ich hier auch gerade urteile. Dass es sich hier gerade um meine Wahrnehmung, meine Wertung der Situation handelt. Es geht mir auch nicht darum, dass mit dem Interpretieren, Werten und Urteilen aufgehört werden soll. Funktioniert menschlich gar nicht. Aber müssen wir mit jedem unserer Urteile so dermaßen „in den Kampf ziehen“?

Wie viel schöner, ruhiger und friedlicher wäre diese Welt…

… wenn wir aufhören würden, in einem solchen Ausmaß mit dem Finger aufeinander zu zeigen? Denn das erzeugt doch nur Druck. Und Druck erzeugt Gegendruck. Wie soll da Ruhe rein kommen?

Ich möchte gar kein „Verbot“ aussprechen. Dann würden wir uns nur im Kreis drehen. Und ich möchte weder belehren noch erziehen. Ich wünsche mir nur einen bewussteren Umgang mit unseren Urteilen und möchte einen Impuls geben. Prüfe bitte für dich, wo du hier mitgehst und wo nicht.

Und falls du dich jetzt irgendwie schlecht fühlen solltest, weil du dich selbst dabei erwischt hast, wie du mit dem Finger auf andere zeigst, zeige deswegen nicht mit dem Finger auf dich: verurteile dich nicht selbst dafür. Erinnere dich daran, dass du auch nur ein ständig lernender Mensch bist. Wenn du möchtest, schreib mir auch gern eine E-Mail. Dann können wir uns kurz darüber austauschen. Schreiben hilft. 🙂

Vielleicht habe ich auch einfach eine zu naive Werte-Vorstellung. Aber selbst, wenn dem so ist: Ich möchte sie gerne beibehalten, weil ich grundsätzlich glaube, dass der Mensch gut ist.

Weißt du, was das Paradoxe ist?

Es wird Menschen geben, die diesen Artikel als persönlichen Angriff werten werden. Sie werden meine Worte lesen, sich (unbewusst) verurteilt fühlen und mir dann vielleicht zum Selbstschutz einen Strick draus drehen. Statt z.B. nach der guten Absicht zu fragen und den gemeinsamen Nenner zu finden.

Scheinbar gibt es keinen direkten Weg aus dieser Schleife. Wir können nur sehr begrenzt beeinflussen, was andere über uns denken, welches „Wissen“ sie sich aus unseren Worten ziehen und wie sie sich uns gegenüber verhalten. (Gilt andersrum natürlich genauso.)

„Angegriffene“ haben aber immer die Möglichkeit, bewusst und (selbst-) wertschätzend mit diesen Konflikten umzugehen. So können sie für sich einen Ausgang aus diesem Kreislauf finden und zur Ruhe kommen.

Schreib mir gern deine Gedanken dazu in die Kommentare oder maile mir.

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