Ich wurde vor einiger Zeit für eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Coaching gegen Einsamkeit“ interviewt. Unter anderem wurde ich gefragt, wie ein perfekter Coaching-Prozess zur Einsamkeitsreduzierung aussehen könnte.
Und ich dachte, ich schreibe dir auch hier mal, was einen perfekten Coaching-Prozess für mich ausmacht. Egal, um welches Anliegen es geht. Einsamkeit ist nur eine von vielen möglichen Folgen, die du wahrnehmen kannst, wenn du dich nicht ausreichend und empathisch abgrenzt.
Dieser Blogartikel wurde im März 2022 zum ersten Mal veröffentlicht und im September 2024 aktualisiert.
Was empathisches Abgrenzen ist, kannst du hier nachlesen.
Inhalt
Es gibt nicht den einen perfekten Coaching-Prozess
Aufbau eines perfekten Coaching-Prozesses
Coaching-Format
Coaching-Dauer
Coaching-Phasen
Persönlich, wertschätzend und auf Augenhöhe
Ein perfekter Coaching-Prozess darf unperfekt sein
Fazit: Jeder Coaching-Prozess kann perfekt sein
Es gibt nicht den einen perfekten Coaching-Prozess
So viel schon mal vorweg: Es gibt nicht den einen perfekten Weg. Denn: „Bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt.“ (Arthur Schopenhauer)
Es gibt allerdings perfekte Bedingungen für einen wirksamen Coaching-Prozess.
Ich kann dir nicht sagen, wie ein fertiger und perfekter Lösungsweg für dich und dein individuelles Anliegen aussieht. Ich kann das nicht wissen, weil ich nicht in deiner Haut stecke – und nicht in deiner Welt lebe. Egal, wie viele Erfahrungen ich persönlich oder fachlich gemacht habe: Ich bin nicht du. Ich kann aber mit dir gemeinsam einen Weg entstehen lassen, indem wir einen Schritt nach dem anderen gehen.
Dabei schauen wir immer auf die Dinge, die in deinem Einflussbereich liegen. Dinge, die du selbst tun kannst, um dein Problem zu lösen – unabhängig davon, was deine Mitmenschen tun.
Ein perfekter Coaching-Prozess ist also immer handlungsorientiert. Es geht darum, etwas zu tun (oder nicht mehr zu tun), damit sich deine Situation verändern kann.
Ein paar wichtige Dinge, die du über Coaching wissen solltest, kannst du hier nachlesen.
Aufbau eines perfekten Coaching-Prozesses
Coaching-Prozesse können in vielen Punkten sehr unterschiedlich gestaltet werden. Ich möchte jetzt gar nicht sehr detailliert werden, sondern nur ein paar kleine Einblicke geben, damit du dir besser vorstellen kannst, was dich vielleicht erwartet.
Coaching-Format
Coachings können z. B. offline in einer Praxis oder unter freiem Himmel stattfinden. Es gibt Coaching-Reisen, sog. Retreats, bei denen man den Alltag über einen gewissen Zeitraum völlig hinter sich lässt. Dieser Abstand kann einem eine ganz neue Sicht auf sich selbst bringen. Genauso gut können Coachings telefonisch oder online per Video, Chat oder E-Mail stattfinden.
Meine Coachings finden momentan online statt, mit ein paar ganz wenigen Ausnahmen. Was unter anderem daran liegt, dass ich schon immer viel schriftlich, per E-Mail, mit meinen Klienten arbeite. Meist wird das Schreiben schon nach den ersten Mails als besonders entlastend und klärend empfunden. Für einige Klienten sind E-Mails die perfekte Alternative zu den klassischen Gesprächen.
Hier kannst du mehr über die Vorteile von E-Mail-Coaching erfahren und warum das für manche Menschen die perfekte Coaching-Form sein kann.
Manchmal gibt es in Coachings Handouts oder Workbooks. Manchmal hält man es ganz einfach und empfiehlt, dass Klienten so viel wie möglich selbst machen, wozu auch handschriftliche Notizen gehören.
Jedes Format hat seine Vor- und Nachteile. Es gibt nicht die eine perfekte Gestaltung. Wichtig ist, dass man sich darauf einlassen kann. Als Coach genauso wie als Klient.
Coaching-Dauer
Wie lange ein Coaching dauert, hängt vom Coaching-Ziel ab. Manche Dinge lassen sich gut in einer einzelnen Sitzung klären. Für andere braucht man mehr Zeit, weil man z. B. mehrere Themen angehen möchte, tiefer graben muss oder bei der Umsetzung angeleitet und enger begleitet werden möchte (wie z. B. beim Stärken der Selbstempathie – als wichtigen Teil des empathischen Abgrenzens)
Coaching-Phasen
Grundsätzlich geht es im Coaching darum, die Gedanken zu sortieren und das Anliegen (Probleme, Wünsche) zu verstehen. Sodass man gemeinsam Ziele formulieren kann, um dann Mittel und Wege zu finden, die Ziele zu erreichen.
Dazu gehört auch, zu prüfen, ob ein Ziel überhaupt den eigenen Werten entspricht. Es kommt so oft vor, dass man sich Ziele setzt, die andere von einem Erwarten – und man merkt es nicht direkt. Manchmal wählt man auch Lösungen, zu denen man (noch) gar nicht bereit ist. Sollten Sorgen und Befürchtungen hier den Weg versperren, sind das genau die Punkte, mit denen im besten Fall weitergearbeitet wird.
Aus all dem werden konkrete Handlungsschritte abgeleitet. Je nachdem, wie lange das Coaching insgesamt dauern soll, gibt es diese nicht erst am Ende des Coachings, sondern auch schon zwischendurch. Die Schritte sollten so gewählt sein, dass du sie auch umsetzen kannst und möchtest.
Wie die Coaching-Phasen im Detail aussehen, kann ich dir pauschal nicht sagen. Jeder Mensch bringt seine ganz eigenen Themen mit, nach denen sich das Coaching richtet.
Man geht auch nicht immer geradlinig von einer Phase zur nächsten. Es kann sinnvoll sein, hin und wieder ein paar Schritte zurückzugehen oder mal an die Seite zu treten und bisherige Erkenntnisse noch mal in Frage zu stellen. In manchen Phasen bleibt man länger, andere durchläuft man schneller.
Persönlich, wertschätzend und auf Augenhöhe
Zuerst wollte ich diesen Punkt gar nicht extra erwähnen. Denn ein Coaching ist eigentlich immer eine persönliche Begleitung auf Augenhöhe. Ich schreibe „eigentlich“, weil auch oft Kurse, Mentorings oder Workshops als Coaching bezeichnet werden, streng genommen aber kein Coaching sind. Demzufolge kann hier die persönliche Begleitung, und manchmal auch die Augenhöhe, fehlen.
Augenhöhe kann auf menschlicher Ebene und auf thematischer oder fachlicher Ebene vorhanden sein. Auf menschlicher Ebene braucht es das, meiner Meinung nach, immer und überall. Jedes Mal, wenn wir irgendwie mit anderen Menschen zu tun haben – sei es nur in Gedanken. Der Alltag zeigt, dass dies in vielen Fällen so gar nicht der Fall ist. Was auch wieder nur menschlich ist. Ein perfekter psychologischer Coaching-Prozess unterstützt die Entwicklung zur Augenhöhe auf menschlicher Ebene, unabhängig vom Ziel des Klienten. Was aber auch heißt: Wenn dir Wertschätzung nicht wichtig ist, bist du bei mir falsch. Was wiederum nicht heißt, dass du das mit der Wertschätzung perfekt beherrschen musst. Es geht ja auch darum, das zu lernen und auszubauen. Wofür es aber eben eine gewisse Grundlage braucht: die Bereitschaft zur Wertschätzung.
Fachlich, was den Coaching-Prozess angeht, kann ich dir, als Coach, überlegen sein. Schließlich ist es meine Aufgabe, dich durch den Prozess zu führen. Thematisch, was dein Anliegen angeht, bist du mir überlegen. Ich stecke, wie anfangs schon mal gesagt, nicht in deiner Haut. Wenn man die beiden Punkte zusammen betrachtet, ergibt sich daraus aber auch wieder eine Art Augenhöhe.
Noch mal kurz zurück zur persönlichen Begleitung: Für mich orientiert sich ein perfekter Coaching-Prozess immer an den individuellen Bedürfnissen und Themen. Und da geht es gar nicht anders als persönlich.
Coaching ist kein Tool, kein Werkzeug, das man einfach anwendet. Im Coaching passiert ganz viel schon allein durch das Zwischenmenschliche. Durch den persönlichen und wertschätzenden Austausch. Durch die zwischenmenschliche Erfahrung, die während des Coachings gemacht wird.
Für mich heißt das: Ich urteile nicht über dich, deine Probleme, Themen oder Lösungsansätze. Natürlich spreche ich auch mal Dinge an, die mir auffallen. Aber nur, um sie dir bewusst zu machen, damit du sie für dich überprüfen kannst. Nicht, um dich zu bewerten oder um dich von irgendetwas zu überzeugen.
Ein perfekter Coaching-Prozess darf unperfekt sein
Das wichtigste in einem Coaching ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Coach und Klient. Alles andere kommt danach.
Es kann z. B. sein, dass nicht jede Lösungsidee sofort funktionieren wird oder dass du dich an einem bestimmten Punkt vom Coach unverstanden fühlst. Und auch, wenn das ziemlich frustrierend ist, ist deswegen nicht gleich alles schlecht. Stolpersteine sind ganz normal – und hilfreich. Wenn wir zwei in einem Coaching sind, ist mir wichtig, dass du weißt, dass du mit genau diesem Frust zu mir kommen kannst – und sogar sollst.
In einem Coaching wirbeln wir Staub auf. Das fühlt sich nicht immer gut an und kann zu inneren Widerständen führen. Das ist aber ganz normal und manchmal sogar notwendig. Wir neigen dazu, schmerzhafte Emotionen wegschieben und verdrängen zu wollen. Wenn wir etwas verändern möchten, müssen wir aber zuerst das annehmen, was gerade ist. Und dafür müssen wir hinsehen – und hinfühlen.
Du darfst den kompletten Coaching-Prozess anzweifeln und kritisieren, aber bitte offen. Damit wir drüber reden können. Dann können wir nämlich aus psychologischer Sicht prüfen, was da gerade passiert. Ob das vielleicht sogar ein Fortschritt ist. Auch, wenn es sich nicht wie einer anfühlt. Und wir können direkt die Sache mit dem Annehmen üben, um die Emotionen zu regulieren. (Keine Sorge, ich möchte dir deine Kritik nicht ausreden. Ich lade dich nur dazu ein, einen weiteren Blickwinkel einzunehmen, der dir helfen kann, den Veränderungsprozess besser zu verstehen.)
Solche möglichen Turbulenzen im Coaching sind vorhersehbar und sogar sehr wertvoll für deine Entwicklung. Deswegen gehört für mich zu einem perfekten Coaching-Prozess dazu, dass wir schon zu Beginn eines längeren bzw. tiefgehenderen Coachings darüber sprechen, was dich eventuell erwarten könnte und wie wir dann damit umgehen wollen.
Wenn die Beziehung stimmt und der Coach sich empathisch abgrenzen kann, gibt es keinen unperfekten Coaching-Prozess. Weil alles, was sich gerade zeigt, für das Coaching und für das Erreichen deines Ziels genutzt werden kann.
Fazit: Jeder Coaching-Prozess kann perfekt sein
Es gibt nicht diesen einen perfekten Weg. Jeder Coaching-Prozess kann perfekt sein. Das wichtigste dafür ist eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zwischen Coach und Klient auf Augenhöhe. Ich bin nicht besser als du. Und du bist nicht besser als ich. Wir beide sind aber genau richtig und die perfekte Kombination. Denn ich biete dir den Blick von außen an, stelle dir Fragen und kenne mich mit psychologischen Zusammenhängen, Prozess-Abläufen sowie Stolpersteinen aus (bzw. ergänzen wir hier unser Wissen und unsere Erfahrungen). Und du weißt am besten über dein Anliegen Bescheid.
Der perfekte Coaching-Prozess – der für dich perfekte Lösungsweg – entsteht mit dir zusammen, während wir einen Schritt nach dem anderen gehen. Pläne, die wir machen, dienen nur der Orientierung. Sie helfen uns, den roten Faden zu behalten, sind aber nicht fix.
Wichtig ist, dass wir uns beide auf diesen Weg einlassen können – mit allem, was er mit sich bringt. Und dass wir offen über das sprechen bzw. schreiben können, was wir wahrnehmen.
Mich interessiert sehr, wie ein perfektes Coaching für dich aussieht. Wie stellst du dir ein perfektes Coaching vor? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Wenn du deine Gedanken mit mir teilen möchtest, Ergänzungen oder Fragen hast, kommentiere unten auf dieser Seite oder schreib mir hier.
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