Manchmal sind es die kleinsten Dinge, die am meisten bewirken. Eine Tür aufhalten, ein Lächeln schenken, ein kurzes Gespräch – und plötzlich fühlt sich jemand gesehen und gestärkt. Resilienz bedeutet nicht nur, Belastungen standzuhalten, sondern auch die kleinen Geschenke des Alltags wahrzunehmen und zu spüren, wann es sich gut anfühlt, für andere da zu sein und wann wir uns hingegen selbst schützen müssen.
In diesem Artikel teile ich eine Erfahrung, die mich daran erinnert hat, wie kleine Gesten uns und andere stärken können. Denn wir können auch geben, ohne uns aufzuopfern. Und das geht viel leichter, als wir oft denken.
Inhalt
Ein kleines Erlebnis mit großer Wirkung
Warum kleine Gesten unsere Resilienz stärken
Freundlichkeit beeinflusst unser Wohlbefinden
Freundliche Gesten stärken unser Grundvertrauen ins Leben
Resilienz und der Umgang mit anderen
Freundlichkeit erfordert innere Ruhe
Abgrenzen, ohne dich zu verschließen
Achtsamkeit im Alltag: Die Kraft bewusster Freundlichkeit
Helfen und Abgrenzen – kein Widerspruch
Fazit: Kleine Taten, große Wirkung
Ein kleines Erlebnis mit großer Wirkung
Donnerstagmittag. Meine alte Hündin sagt, dass sie mal vor dir Tür muss. Also klappe ich den Laptop zu, schlüpfe in meine Gartenschuhe und geh mit ihr nach draußen. Als wir aus der Haustür treten, sehe ich, dass ein älterer Herr auf uns zu kommt. In der einen Hand hält er einen Stoffbeutel, mit der anderen stützt er sich auf einen Gehstock. Ich denke, er möchte zur Physiotherapie, die hier im Haus ist. Also halte ich ihm die Tür auf und warte. Er bedankt sich mit einem strahlenden Lächeln.
Wenige Minuten später bin ich wieder auf dem Weg nach oben und begegne genau diesem Herren. Er hat sich in der Etage geirrt und steht fast vor meiner Wohnungstür. Ich rufe ihm den Fahrstuhl und erkläre, wo er hin muss. Während wir warten, reden wir kurz. Dann geht jeder seiner Wege.
Etwa eine Woche später, bereit für die Hunderunde, öffne ich meine Wohnungstür und blicke auf Blumen, Schokolade, ein Lesezeichen und Hundefutter. Erst beim Reinholen sehe ich, dass auch ein Brief dabei ist. Ein Brief, der mich sehr berührt. Er war von diesem Herren, welcher sich für die freundliche Geste bedankte. Für ihn ein Augenblick des puren Glücks. Für mich eine unbewusste Selbstverständlichkeit.
Warum kleine Gesten unsere Resilienz stärken
Die Geste dieses Mannes, als Reaktion auf etwas, das ich selbst kaum wahrgenommen habe, weil es für mich selbstverständlich ist, hat mich sehr überrascht und lange beschäftigt. Es hat mich daran erinnert, dass nicht jedem Menschen „die Tür geöffnet“ wird. Manche Menschen sind von kleinen Freundlichkeiten anscheinend so ergriffen, dass diese vielleicht sogar einen merkbaren Unterschied in ihrem Alltag ausmachen.
Freundlichkeit beeinflusst unser Wohlbefinden
Es braucht nur eine unfreundliche Begegnung zu viel und unser Tag nimmt eine entsprechende Richtung ein. Denn die Stimmung anderer färbt auf uns ab.
Stell dir vor, dein Tag ist voll davon: Eine Tür fällt dir vor der Nase zu, obwohl die Person dich gesehen hat. Auf dein Grüßen wird mit einem finsteren Blick geantwortet. Im Fahrstuhl wäre noch Platz, aber niemand rückt zur Seite. Beim Treffen hört dein Gegenüber kaum zu, das Handy scheint wichtiger zu sein. Später wirst du angerempelt und angepflaumt, weil du nicht schnell genug läufst … Jede dieser Situationen für sich genommen mag klein sein. Doch in Summe wirken sie – oft, ohne dass wir es bewusst merken.
Und nun stell dir vor, du bist auf dem Weg zu einer Freundin. Jemand hält dir die Tür auf und lächelt. Im Fahrstuhl wirst du freundlich gegrüßt und man macht dir selbstverständlich Platz. Deine Freundin schenkt dir ihre Aufmerksamkeit. Du fühlst du dich willkommen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich spüre schon allein beim Lesen einen deutlichen Unterschied.
Freundliche Gesten stärken unser Grundvertrauen ins Leben
Freundliche Gesten sind aber nicht nur kurzzeitig wirksam, sie stärken sogar langfristig unsere Resilienz. Je mehr wertschätzende Erfahrungen wir machen, desto entspannter sind wir generell im Umgang mit anderen Menschen. Freundlichkeit reduziert also unnötigen Stress und beugt diesen auch vor. Wenn wir entspannter im Umgang mit unseren Mitmenschen sind, können wir leichter soziale Verbindungen aufbauen, die uns in schwierigen Zeiten Halt geben. Das soziale Netz ist die wichtigste Grundlage der Resilienz.
Wir sind dann aber nicht nur entspannter, sondern auch empathischer. Was dazu führt, dass es uns leichter fällt, anderen gegenüber freundlich zu sein. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Wir stehen immer in Wechselwirkung mit unserem Umfeld.
Durch die vielen klein(st)en Momente zwischenmenschlicher Wärme fühlen wir uns verbunden und emotional stabiler, was wiederum unser Grundvertrauen ins Leben stärkt.
Resilienz und der Umgang mit anderen
Sind wir resilient, heißt das also nicht nur, dass wir widerstandsfähig sind und uns damit vor seelischer Überlastung schützen, wir sind auch zu einer wertschätzenden und wohlwollenden Haltung fähig.
Doch gerade im Umgang mit unfreundlichen oder gestressten Menschen wird das oft zur Herausforderung.
Freundlichkeit erfordert innere Ruhe
Wenn Menschen sich unfreundlich verhalten, ist es ihnen oft gar nicht bewusst. Viele sind gestresst oder einfach nur unzufrieden. Bestimmt kennst du das auch von dir selbst. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Wenn die schlechten Tage zur Normalität werden und man immer wieder rücksichtslos handelt, kann das allerdings auf eine geringe Resilienz hindeuten. Denn Freundlichkeit braucht oft innere Ruhe. Und wer ständig im Stressmodus ist, hat dafür manchmal einfach keine Kapazität. Was bedeutet: Auf der einen Seite fällt es resilienten Menschen leichter, freundlich zu sein, auf der anderen Seite helfen kleine freundliche Gesten dabei, resilienter zu werden.
Abgrenzen, ohne dich zu verschließen
Das heißt nun aber nicht, dass du die Launen deiner Mitmenschen einfach hinnehmen und immer nett lächeln musst. Und es liegt auch nicht in deiner Verantwortung, das Verhalten und die Gefühle anderer zu ändern. Statt dich über die Launen anderer zu ärgern oder die Harmonie aufrecht erhalten zu wollen, kannst du stattdessen bei dir selbst beginnen. Setze Grenzen und schicke den Frust dort hin zurück, wo er herkommt: in den Verantwortungsbereich der entsprechenden Person. Das ist manchmal nicht leicht, da wir ein unfreundliches Umfeld oft stärker wahrnehmen als ein wertschätzendes. Wir nehmen es uns mehr zu Herzen. Es beschäftigt uns mehr. Was im Grunde aber auch gut so ist, weil wir uns dem sonst zu lange aussetzen würden.
Wir können uns den Launen anderer nicht völlig entziehen, aber wir können entscheiden, wie wir darauf reagieren. Indem du dich mit Emotionsregulation beschäftigst, stärkst du deine Fähigkeit, Gefühle anderer auszuhalten, ohne sie zu übernehmen. So kannst du dir selbst und anderen gegenüber mitfühlend bleiben – ohne dass du dir alles gefallen lässt oder zu viel Verantwortung übernimmst.
Achtsamkeit im Alltag: Die Kraft bewusster Freundlichkeit
Wenn du deine Stresskompetenz stärken und resilienter werden möchtest, beginne damit, achtsamer durch den Alltag zu gehen. Denn es geht nicht um wenige große Schritte, die du umsetzen musst. Es ist vor allem die innere Haltung, die den Unterschied macht. Und die veränderst und trainierst du durch viele kleine Gesten – dir selbst und anderen gegenüber.
Überlege mal, wie oft du Dinge tust, ohne es bewusst wahrzunehmen: Du hältst jemandem die Tür auf, schenkst ein ehrliches Lächeln oder nimmst dir Zeit für ein paar freundliche Worte. Und dann geht es einfach weiter. Doch genau diese Kleinigkeiten sind es, die dich und andere stärken. Wenn du anfängst, solche Momente bewusster wahrzunehmen, verändert sich etwas in dir. Dann merkst du, dass Freundlichkeit nicht nur ein nettes Extra ist, sondern ein echter Kraftspender.
Helfen und Abgrenzen – kein Widerspruch
Hilfsbereitschaft und Selbstfürsorge werden oft als Gegensätze betrachtet: Entweder man hilft und überfordert sich damit oder man schützt sich und schottet sich emotional ab. Doch beides sind Extreme, die auf Dauer nicht gesund sind. Denn wahre Resilienz bedeutet, dass wir helfen können, ohne uns selbst zu verlieren.
Grenzen setzen heißt nicht, dass wir weniger mitfühlend sind. Es bedeutet nur, dass wir bewusst darauf achten, wie viel wir geben können und was sich für uns richtig anfühlt. Wenn du immer weiter gibst, ohne auf deine eigenen Grenzen zu achten, bleibst du irgendwann auf der Strecke. Und wenn du dich verschließt, wird es schwer, wirkliche Nähe zu erleben. Die Kunst liegt darin, ein Gleichgewicht zu finden: Wann gibst du, weil du kannst und möchtest? Und wann wird es zu viel für dich?
Achte in den nächsten Tagen mal darauf, wie du dich fühlst, wenn du anderen hilfst. Gibt es Situationen, in denen du dich danach erschöpft fühlst? Gibt es Momente, in denen es sich ganz natürlich und leicht anfühlt, anderen zu helfen? Diese Beobachtungen können dir wertvolle Hinweise geben, wie du deine Grenzen bewusst und achtsam setzen kannst – ohne dabei dein Mitgefühl zu verlieren.
Fazit: Kleine Taten, große Wirkung
Es sind oft die unscheinbaren Momente, die den größten Unterschied machen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein einfaches Türaufhalten eine solche Reaktion auslösen würde.
Unsere Stimmung wird stark von unserer Umgebung beeinflusst. Unfreundliche Begegnungen können sich summieren und unseren Tag schwerer machen, während kleine Freundlichkeiten unser Grundvertrauen ins Leben stärken. Sie helfen uns, entspannter mit anderen umzugehen, soziale Verbindungen aufzubauen und langfristig resilienter zu werden.
Geben und Grenzen setzen schließen sich dabei nicht aus. Es geht nicht darum, sich selbst aufzugeben oder immer nur für andere da zu sein. Es geht darum, bewusst zu entscheiden, wie viel wir geben können, ohne uns dabei zu erschöpfen. Denn wahre Resilienz entsteht nicht im Alleingang, sondern durch zwischenmenschliche Wärme.
Freundlichkeit braucht außerdem innere Ruhe. Wer permanent angespannt ist, hat manchmal keine Kapazität für Rücksichtnahme. Deshalb ist Resilienz nicht nur ein Schutz gegen seelische Überlastung, sondern auch die Basis für eine wertschätzende und wohlwollende Haltung gegenüber anderen.
Resiliente Menschen sind zwar nicht automatisch immer freundlich, aber sie haben oft eine bessere Emotionsregulation. Sie lassen ihren Frust seltener ungefiltert an anderen aus. Sie wissen, dass Unfreundlichkeit ein Spiegel der eigenen inneren Umstände ist. Und diese Sichtweise hilft, schwierige Begegnungen weniger persönlich zu nehmen und mitfühlend zu bleiben.
Das heißt jedoch nicht, dass wir jede Laune unserer Mitmenschen einfach hinnehmen müssen. Gesundes Abgrenzen ist wichtig: Wir sind nicht verantwortlich für das Verhalten oder die Gefühle anderer. Viel wichtiger ist es, bei uns selbst anzusetzen und durch bewusste Emotionsregulation und klare Grenzen den Frust dorthin zurückzugeben, wo er hingehört.
Achtsamkeit im Alltag hilft dabei, die Kraft von wertschätzendem Verhalten bewusster wahrzunehmen. Denn es sind nicht die großen, aufwendigen Gesten, sondern die vielen kleinen Momente, die uns und andere stärken. Gleichzeitig dürfen wir dabei unsere eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen verlieren. Wahre Resilienz bedeutet, helfen zu können, ohne uns selbst zu verlieren.
Ich schreibe dir etwa 4x im Monat – immer dann, wenn’s hier was Neues gibt, ich ein paar Gedanken mit dir teilen oder dich an etwas erinnern möchte. Alle 3 Monate gibt es ein paar zusätzliche Mails, in denen ich dich zu kurzen Reflexionen mit Hilfe der psychologischen Tarot-Arbeit anleite.
Du kannst mir jederzeit auf meine Mails antworten, wenn du deine Gedanken mit mir teilen möchtest. Ich freue mich immer über einen kurzen Austausch. 😊
Die Menschenfieber-Post ist für dich kostenfrei. Möchtest du irgendwann keine Mails mehr bekommen, kannst du dich jederzeit mit nur einem Klick wieder abmelden.
Ich versende die Mails über einen deutschen Newsletter-Anbieter mit hohen Datenschutz-Standards. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung.
Halt finden in stürmischen Zeiten – gesund abgrenzen bei globalen Krisen & Weltschmerz: Workshop-Woche vom 19. bis 23. Mai 2025 >>> mehr Infos & Anmeldung
Hi, ich bin Anett. Ich unterstütze vor allem introvertierte, sensible und empathische Menschen dabei, sich von Druck und Erwartungen anderer zu befreien, Konflikte wertschätzend zu lösen und Stress zu reduzieren. Hinter den Kulissen immer an meiner Seite: meine 2 Hündinnen aus dem Tierschutz – Sina und Suri.
Meine neuesten Blogartikel
Du bewirkst mehr, als du glaubst
Fühlst du dich oft kleiner, als du bist? Empfindest dich oder deinen Beitrag als nicht hilfreich und nicht gut genug? Obwohl du eigentlich so viel zu geben hättest? In diesem Monatsimpuls schauen wir, warum es dir möglicherweise so geht und wie du mit dem Gefühl, nicht gut genug zu sein, umgehen kannst.
Monatsrückblick März 2025: E-Mails, Tarot & Feedback
Die letzten Wochen waren ziemlich turbulent. Irgendwas war immer. Mit den Kindern, den Hunden, der Gesundheit oder der Technik … Kaum ein Tag lief nach Plan. Vieles blieb liegen. Wie ich den März 2025 sonst noch erlebt habe, kannst du in meinem Monatsrückblick lesen.
Neubeginn mit Hürden – Warum dein Tiefpunkt kein Rückschritt ist
Manchmal beginnen wir voller Vorfreude etwas Neues – und plötzlich fühlt es sich schwer an. Vielleicht steckst du gerade in genau so einer Phase. Ein ersehnter Neustart, ein Umbruch, gewollt oder unerwartet: ein neuer Job, eine Trennung, ein Umzug, die Geburt eines Kindes. Oder etwas, das dein Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt hat. So oder so kann es sein, dass du dich gerade in einem Tiefpunkt wiederfindest. In diesem Monatsimpuls geht es darum, warum das völlig normal ist und wie du gut durch diese Phase kommst.