Viele Menschen verwechseln Abgrenzung mit Rückzug oder Kontrolle. Dabei beginnt sie schon viel eher. Nämlich in dem Moment, in dem du merkst, dass dich etwas stresst, und du versuchst, dem Gefühl auszuweichen. Du willst einfach nur Ruhe. Doch echte Ruhe entsteht nicht, wenn alles um dich herum still ist, sondern wenn du innerlich ruhig bleiben kannst. Dieser Monatsimpuls hilft dir, genau das zu üben und stressende Momente bewusster wahrzunehmen.
Ich nutze Tarot als psychologisches Hilfsmittel, um ein monatliches Abgrenzungsthema mit passenden Reflexionsfragen auszuwählen. Wie du mit dem Monatsimpuls arbeiten und dir auch ein eigenes Bild der Karten machen kannst, habe ich dir in diesem Blogartikel beschrieben.
Inhalt
Die Karten als Grundlage für diesen Impuls
Kontrolle als Ersatzgrenze
In der Luft hängen
Aus Ärger wird Übung
Fazit: Bewusste Konfrontation statt Kontrolle
Die Karten als Grundlage für diesen Impuls
Hier ein Foto der Legung, falls du dir ein eigenes Bild machen oder einfach nachvollziehen möchtest, wie ich auf die aktuellen Impulse komme.
Karte 1 – mittig: König der Schwerter
Karte 2 – links: Der Gehängte
Karte 3 – rechts: 5 der Stäbe
Kontrolle als Ersatzgrenze
Unsere erste Karte, der „König der Schwerter“ in der Mitte, leitet unser Abgrenzungsthema ein. Sie zeigt, worum es heute gehen soll.
Der König der Schwerter ist ein sehr kluger und eher kopfbetonter Mensch, der zu emotionaler Kühle neigt. Mir ist beim Anschauen der Karte direkt der angespannte, schon fast verbissene, aber irgendwie auch resignierende Gesichtsausdruck aufgefallen. Ich musste daran denken, wie leicht man sich über andere Menschen und Umstände ärgern kann, vor allem wenn man unter dauerhafter Anspannung steht.
Unter Stress sind wir mit unserer Aufmerksamkeit eher in unserer Umgebung und bei anderen Menschen als bei uns selbst. Damit geben wir automatisch die Verantwortung für unser Wohlbefinden ab, obwohl sie ganz klar zu uns gehört: Die anderen sollen mir aus dem Weg gehen und sich an meine Regeln und Vorstellungen halten, damit ich es leichter habe. Wenn sie das nicht tun, bin ich mit der Situation überfordert und der Tag ist gelaufen.
Das ist übrigens ein ganz menschlicher Wunsch, aber er ist nicht wirklich zielführend. Trotzdem kennt bestimmt jeder von uns solche Momente. Zum Beispiel, wenn du morgens zur Arbeit kommst und einfach nur konzentriert arbeiten willst, aber eine Kollegin laut redet oder unstrukturiert ist. Innerlich bist du sofort angespannt und denkst: „Warum kann sie nicht einfach …?“ Oder du möchtest dich nach Feierabend ausruhen, aber dein Partner oder deine Kinder wollen erzählen, streiten oder toben und du reagierst direkt genervt, weil sie dich nicht in Ruhe lassen.
In welchen Momenten merke ich, dass ich mich innerlich verspanne oder ärgere, wenn andere sich nicht so verhalten, wie ich es mir wünsche?
Wann habe ich das Gefühl, dass ich den Überblick behalten oder alles unter Kontrolle haben muss, damit es funktioniert?
Wie nehme ich mich selbst wahr, wenn ich mich stark an anderen orientiere und auf ihr Verhalten fokussiert bin?
In der Luft hängen
Unsere zweite Karte, „Der Gehängte“ (links), zeigt, was dem Ganzen vorausgeht, was zu dieser Daueranspannung und dem Wunsch nach Kontrolle geführt hat.
Diese Karte steht unter anderem für ein „in der Luft hängen“ – für Situationen, in denen wir festhängen, weil wir keinen Plan haben, wie wir mit bestimmten Herausforderung umgehen können. Wir merken, dass etwas nicht stimmt oder dass uns eine bestimmte Person immer wieder stresst, aber wir wissen nicht, was wir tun sollen. Wir schaukeln uns innerlich hoch, ärgern uns über die Menschen oder Umstände und versuchen dann, solche und ähnliche Momente zu vermeiden. Das klappt natürlich nicht immer. Und kaum werden wir mit einer entsprechenden Situation konfrontiert, ist das Stresslevel direkt auf Anschlag und wir werden zu diesem König der Schwerter.
Hier ist es ganz wichtig, zu verstehen, dass der ständige Versuch, das Umfeld zu kontrollieren, nur unter Anspannung möglich ist. Das heißt, wir haben schon Stress, obwohl noch gar nichts passiert, obwohl gerade noch alles ruhig ist. Kommt es dann zu einer Konfrontation, ist das einfach der Tropfen, der unser Fass zum Überlaufen bringt.
In welchen Situationen merke ich, dass ich etwas lieber vermeide, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll?
Wann habe ich das Gefühl, innerlich festzustecken?
Was löst es in mir aus, wenn ich merke, dass ich mich ohnmächtig oder gelähmt fühle?
Aus Ärger wird Übung
Unsere dritte Karte, die „5 der Stäbe“, spiegelt uns einen Handlungsimpuls.
Diese Karte steht unter anderem für Auseinandersetzung und Konflikte. Nach dem Stillstand des Gehängten und dem Wunsch nach Kontrolle des Königs der Schwerter fordert sie uns auf, Dinge tatsächlich anzugehen, sich dem Konflikt zu stellen: Konfrontation statt Vermeidung. Auch wenn es dabei kurzzeitig ungemütlich wird. Langfristig gesehen kommst du nur so zur Ruhe, weil du durch die bewusste Auseinandersetzung gesunde Bewältigungsstrategien entwickeln kannst. Das stärkt auch deine generelle Konfliktfähigkeit.
Wenn also das nächste Mal die laute Kollegin nervt, der Partner etwas anderes will als du oder die Kinder einfach nicht zur Ruhe kommen, stelle dich der Situation ruhig, klar und fair, statt ihr auszuweichen und dich zu ärgern. Es braucht keine impulsiven Reaktionen, sondern eine aufmerksame innere Haltung. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Und es wird anfangs vielleicht oft nicht klappen. Das braucht einfach Übung.
Deswegen: Sieh solche Momente nicht als Störung. Betrachte sie als Übungsfelder. Jeder einzelne Mensch, der dich nervt, gibt dir die Chance, langfristig Ruhe zu finden. Schon allein das Wechseln dieser Perspektive wird für mehr Ruhe sorgen. Damit machen wir das Kartenbild übrigens gerade schön rund. Denn der Gehängte, der uns diesen Stress überhaupt erst eingebrockt hat, trägt auch direkt die Lösung in sich: Er symbolisiert unter anderem auch genau solche Perspektiv-Wechsel.
Wie reagiere ich bisher, wenn jemand meine innere Ordnung durcheinanderbringt oder meine Ruhe stört?
Wie kann ich künftig so reagieren, dass ich mir selbst treu bleibe und den anderen trotzdem respektiere?
Fazit: Bewusste Konfrontation statt Kontrolle
Abgrenzung hat viel mit der inneren Haltung zu tun und weniger mit dem, was im Außen passiert. Wenn du versuchst, alles im Griff zu behalten und dein Umfeld zu kontrollieren, führt das dazu, dass du ständig angespannt bist. Kommt es dann zu einer Stress-Situation reagierst du impulsiv.
Dahinter steckt meist kein böser Wille, sondern Hilflosigkeit, weil du manchmal einfach nicht weißt, wie du mit bestimmten Situationen umgehen sollst. Also versuchst du, sie zu vermeiden, was aber nicht immer funktioniert. Diese permanente Wachsamkeit lässt den Stress immer weiter ansteigen und du reagierst immer empfindlicher auf „Störungen“.
Ändern kannst du das nur, wenn du aufhörst, auszuweichen, wenn du bemerkst, dass dich etwas nervt oder stresst. Und wenn du dann trotzdem da bleibst und dich bewusst mit dem Moment auseinandersetzt. Betrachte die schwierige Situation nicht als Störung, sondern als Gelegenheit zum Üben. Dadurch lernst du, mit dir selbst in Kontakt zu bleiben, auch wenn es unbequem wird.
Abgrenzung bedeutet dann nicht mehr, dass du Mauern ziehst, sondern dass du deine Grenzen wahrnimmst und sie auf ruhige Art halten kannst. So wirst du nach und nach immer gelassener. Aber nicht, weil dein Umfeld sich ändert, sondern weil du innerlich stabiler wirst.
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Foto von R_Tee via Canva.com
Tarot von A.E. Waite, Mit freundlicher Genehmigung des Königsfurt-Urania-Verlags
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